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Studieren in Deutschland: Bibliotheken und Recherche

| Organisatorisches

Wie funktionieren die Bibliotheken deutscher Unis? Was ist bei der Recherche zu beachten?

Im Laufe des Studiums kommt man irgendwann an den Punkt, an dem man sich wohl oder übel in die Literaturrecherche stürzen muss – für eine Hausarbeit, einen Essay oder die Vorbereitung auf andere Prüfungen. Aber wie findet man denn eigentlich die Literatur, die man braucht? Was gibt es beim Bibliotheksbesuch und der Auswahl der Literatur zu beachten? Das haben wir in einem kurzen Guide für Euch zusammengefasst.

Beginn der Recherche: Online-Kataloge

Zu Beginn Eurer Recherche solltet Ihr Euch natürlich erst einmal klarwerden, über welche Themengebiete Ihr Euch eigentlich informieren wollt. Welche Schlagwörter beschreiben diese überschriftartig? Gibt es bestimmte Fachbegriffe, die hier besonders relevant sind? In Deutschland ist es üblich, dass die Hochschulen auf den Internetseiten ihrer Bibliotheken einen Online-Katalog anbieten, den man nach Stichworten oder Schlagworten durchsuchen kann. Das funktioniert ähnlich wie bei Suchmaschinen wie Google: Ihr gebt Schlagwörter ein und bekommt eine sortierte Liste voller Vorschläge. Bei den meisten Bibliotheken bestehen diese aus einer Mischung von Büchern, E-Books und Aufsätzen. Ob die Literatur tatsächlich das enthält, was Euch interessiert, ist allein vom Titel teilweise schwierig zu beurteilen. In den Online-Katalogen gibt es deshalb häufig noch Zusatzinformation, die Ihr Euch genau anschauen solltet: Das Erscheinungsdatum kann etwas über die Aktualität aussagen, die Fachbereichszuordnung über die Perspektive, Schlagwortsammlungen oder Exzerpte über inhaltliche Schwerpunkte. Manchmal findet Ihr sogar gescannte Inhaltsverzeichnisse, die Euch genauer sagen können, wie die Literatur aufgebaut ist und welche Kapitel oder Abschnitte für Euch relevant seien könnten. Wenn Ihr dann eine Literaturauswahl gefunden habt, die für Euch interessant seien könnte, solltet ihr darauf achten, dass nicht alles, was in der Liste aufgeführt ist, auch in der Bibliothek Eurer Universität stehen muss. Ihr solltet also genau hinsehen, welche Ortsangabe bei den Büchern vermerkt ist.

Bücher und Aufsätze in der Bibliothek

Wenn die Literatur, die Ihr interessant findet, in der Bibliothek zu finden ist, sollte eine Standortangabe vermerkt sein. Einige Universitäten haben ihren Bestand auf verschiedene Bereichsbibliotheken verteilt, die in verschiedenen Gebäuden platziert seien können. Größere Bibliotheken sind außerdem häufig in verschiedene Fachbereiche unterteilt. Zumeist findet Ihr online oder auch als Aushang vor Ort eine Übersicht darüber, in welchem Gebäudeteil welcher Bereich verortet ist. Das solltet Ihr Euch unbedingt merken, sonst kann es ewig dauern bis Ihr die gesuchte Literatur findet. Den genauen Standort der Werke könnt Ihr dann über die Signatur ausmachen. In aller Regel stehen an den Regalen Schilder, die angeben, welche Signaturen in ihnen zu finden sind. Die Sortierung erfolgt dabei alphabetisch, beziehungsweise nummerisch: a kommt vor b, 1 vor 2 usw. Manche Universitäten vergeben Signaturen aber auch doppelt. Ihr solltet also unbedingt auch auf den Titel, den Autor und – um sicher zu gehen, die aktuellste Auflage zu erhalten – das Erscheinungsdatum und die Auflagenzahl achten. Für andere Medien als Bücher, wie Mikrofilme, Zeitschriften oder ähnliches, gibt es in vielen Bibliotheken spezielle Räume, in denen beispielsweise Gerätschaften stehen, um die Medien auszulesen oder Arbeitsplätze, an denen sie genutzt werden können. Solche speziellen Medien können nämlich häufig nicht ausgeliehen werden. Es gibt aber auch Bücher, die aufgrund ihres Alters, ihres Wertes oder ihrer Wichtigkeit für eine sehr große Anzahl von Studierenden nicht ausgeliehen werden dürfen. In diesem Fall könnt Ihr die Bücher entweder direkt vor Ort sichten, Euch relevante Abschnitte mit dem Smartphone abfotografieren oder die in den meisten Einrichtungen zur Verfügung gestellten Scanner nutzen, um die Inhalte auf einem USB-Stick zu speichern oder zu kopieren.

E-Books und Online-Aufsätze

Besonders bequem ist es, wenn man um die Literatur zu sichten, nicht einmal vom Schreibtisch aufstehen muss. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung bieten die meisten deutschen Universitäten mittlerweile auch E-Books an, auf die Studierende kostenlos zugreifen können. Wenn Ihr in der Ergebnisliste auf Online-Angebote stoßt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie Ihr den Zugriff darauf bekommt. Manche Angebote sind grundsätzlich gemeinfrei und können theoretisch von jedem eingesehen werden. Gerade bei (älteren) Beiträgen von Fachzeitschriften oder kürzeren Aufsätzen ist das häufig der Fall. Dann solltet Ihr relativ selbsterklärend über den angegebenen Link zum jeweiligen Beitrag gelangen. Manchmal müsst Ihr auf der Website nochmal die genaue Ausgabe der Publikation angeben und den Beitrag individuell heraussuchen. Natürlich gibt es auch bei E-Books sogenannte ‚Open-Source‘-Angebote. Die sind aber deutlich seltener. In den meisten Fällen ist der Zugriff nur über ein Abo der Universität kostenlos. Wenn Ihr die Bücher also nicht selbst für teures Geld kaufen wollt, dann gibt es in den meisten Unis zwei Möglichkeiten, das Abo zu nutzen: Entweder Ihr loggt Euch mit Eurem Endgerät innerhalb des Universitätsnetzwerks, also über das WLAN der Hochschule mit Euren Studierenden-Anmeldedaten, ein. Dazu müsst Ihr in aller Regel auf dem Campus sein. Die zweite Möglichkeit ist, sich einmalig auf dem Campus einen VPN-Klienten zu installieren. Eine genaue Anleitung dazu solltet Ihr entweder auf den Seiten der Bibliothek oder der IT-Services der Hochschule finden. Und keine Sorge: Das ist nicht sonderlich kompliziert und sollte doch etwas schiefgehen, gibt es an den meisten Hochschulen eine Anlaufstelle, bei der Euch bei der Installation geholfen wird. Wenn Ihr diese Installation abgeschlossen habt, könnt Ihr Euch bequem von zu Hause aus mit dem VPN-Klienten verbinden und obwohl Ihr eigentlich Eure eigene Internetverbindung nutzt, gaukelt der Klient vor, Ihr wärt im Uni-Netzwerk. Das ermöglicht Euch den freien Zugriff auf die angebotenen E-Books.

Fernleihe oder Verbandsbibliotheken

Zusätzlich zu diesen beiden, eher direkten Angeboten, bieten viele Universitäten auch noch die Fernleihe an oder zeigen Euch, wo Ihr ein wichtiges Buch alternativ ausleihen könntet. Letzteres ist an sich relativ unkompliziert. Ihr könnt sehen, bei welchen Bibliotheken das Buch vorhanden ist und dann überlegen, ob Ihr eine Möglichkeit habt, das Buch dort auszuleihen. Dazu müsst Ihr aber in der Regel entweder jemanden haben, der zur Ausleihe in der jeweiligen Bibliothek befugt ist und das für Euch übernimmt, oder selbst einen Leihausweis, beispielsweise als Besuchende, beantragen. Das kann schon mal ein paar Euro kosten und auch mit etwas Aufwand, wie einer längeren Anfahrt, verbunden sein. Bei der Fernleihe könnt Ihr das Buch direkt bei Eurer Universitätsbibliothek bestellen. Die Mitarbeitenden dort beantragen dann, dass das Buch an Eure Bibliothek verschickt wird. Dort könnt Ihr es, zumeist wenige Tage später, abholen. Auch das kostet in der Regel ein paar Euro Gebühr für den Versand und den Bearbeitungsaufwand. Häufig sind die Leihfristen auch strenger, können beispielsweise nicht verlängert werden. Eine Fernleihe ist also vor allem dann sinnvoll, wenn es absolut relevant ist, dass Ihr genau dieses eine Buch erhaltet oder es sich um eine besonders wichtige (Abschluss-)Arbeit handelt. Bei eher alltäglichen Aufgaben findet Ihr meist auch eine sinnvolle Alternative vor Ort.

Quellen außerhalb des Bibliothekskatalogs

Natürlich könnt Ihr Euch auch außerhalb des universitären Bibliothekskatalogs informieren. Wichtig ist dabei aber, dass Ihr auf die Validität der Quellen achtet. Das gilt natürlich für alle Quellen, bei denen aus dem Bibliothekskatalog könnt Ihr Euch aber relativ sicher sein, dass Ihr sie verwenden könnt. Vor allem bei Onlinequellen ist das in der Regel weniger eindeutig. Es gibt aber einige Merkmale, die Euch dabei helfen können, einzuschätzen, ob die Quelle geeignet ist: Ist der Text in einer wissenschaftlichen und korrekten Sprache verfasst? Sind Quellen korrekt angegeben und handelt es sich dabei um vertrauenswürdige Quellen? Ist der Autor des Textes in dem Bereich über den hier geschrieben wird anerkannt? Sind Herausgebende und Autor*innen angegeben? Bei Internetseiten: Gibt es ein Impressum und wer wird hier aufgeführt? Wenn Ihr Euch unsicher seid, könnt Ihr Kommiliton*innen oder Dozierende fragen. Es kann außerdem helfen, eher Suchmaschinen zu nutzen, die sich auf wissenschaftliche Texte spezialisiert haben, also beispielsweise eher Google Scholar als die normale Google Suche. Seiten, auf denen theoretisch jeder etwas verfassen kann, wie beispielsweise Wikipedia, sind außerdem nie eine valide Quelle. Natürlich könnt Ihr sie nutzen, um mal schnell einen Fachbegriff nachzuschlagen oder einen ersten Überblick über ein Thema, das Euch noch gänzlich neu ist, zu erhalten. Für tatsächliche Vorträge oder Texte nutzen solltet Ihr sie aber nicht.

Die Literaturrecherche ist ein bisschen trickreich, wenn man sich das erste Mal damit beschäftigt. Mit ein bisschen Übung findet man sich aber schnell zurecht und entwickelt ein eigenes System oder Vorlieben, wie man selbst am liebsten damit umgeht. Wenn Ihr Euch dennoch sehr unsicher seid oder unwohl fühlt, solltet Ihr Euch an Eurer Hochschule umhören. Häufig werden von den Bibliotheksmitarbeitenden Kurse oder Vorträge angeboten, die einem das spezielle System der jeweiligen Uni genauer erklären und auch Antworten auf Fragestellungen geben. Momentan wird das vermutlich nur über Videokonferenzen funktionieren, hoffentlich aber bald auch wieder mit Führungen durch die Bibliotheken selbst.